Das Militärstationskommando Komotau bediert
sich im Verkehre mit der Atadgemeinde Komotau seit einiger Zeit
ausschließlich der tschechischen Sprache, nachdem es vorher
einigemale doppelsprachig (tschechisch-deutsch) geschrieben hatte.
So war beispielsweise auch die Zuschrift des Minitärstationskommandos
vom 1. April 1926, Z. 122/26, nur in tschechischer Sprache ausgefertigt.
Sie betraf die Vergütung für Militäreinquartierung.
Das Verlangen des Bürgermeisteramtes, diese Zuschrift auch
in deutscher Sprache auszufertigen, wurde vom Militärstationskommando
abgelehnt. Die dagegen vom Bürgermeisteramte in Komotau an
das Militärkommando in Prag erhobene Beschwerde ist bis heute
ohne Erledigung geblieben, trotzdem die Erledigung im September
1926 mittels eingeschriebenen Brieges in Erinnerung gebracht worden
ist. In dieser Verzögerung der Entscheidung ist eine Rechtsverweigerung
zu erblicken.
Die Gefertigten richten an den Herrn Minister
für nationale Verteidigung folgende Fragen:
1.) Aus welchen Gründen hat das Militärkommando
die Beschwerde der Stadtgemeinde Komotau bisher nicht erledigt
?
2.) Ist der Herr Minister gewillt, dem Militärkommando
Prag die sofortige Erledigung der Beschwerde der Stadtgemeinde
Komotau aufzutragen ?
3.) Ist der Herr Minister gewillt, den Militärbehörden
und Militäranstallen aufzutragen, im Verkehre mit den Gemeinden
in Bezirken mit einer qualifizierten dautschen Minderheit auch
die deutsche Sprache anzuwenden ?
In ganz Südböhmen, besonders in der
Netolitzer und Budweiser Gegend ist im außerordentlichen
Ausmasse die Leberegelseuche ausgebrochen, welche die gesamte
Landwirtschaft dieser Gegenden geradezu katastrophal bedroht.
So sind z. B. in der kleinen Gemeinde Bowitz vom Dezember 1926,
wo die ersten Seuchenfällen bemerkt wurden, bis zum 15. Feber
d. J. 44 Stück Rinder, davon 19 Zuchtkühe, 39 Schweine,
darunter 20 Zuchtschweine und 79 Spanferkel gefallen. In weiteren
11 Gemeinden bei einem Gesamtrindviehstande von 2939 Stück
sind 1643 verseucht und bereits 143 tot. Die Kosten der Heilung
und Medikamente betragen bereits 143.810 Kè.
Diese Viehseuche ist einzig und allein auf
die schlechte Futterernte zurückzuführen. Die Futtermittel
wurden durch die Frühjahrs und Herbstüberschwemmungen
derart beschädigt, daß sie sich überhaupt nicht
eignen. Die Landwirte in Südböhmen besitzen jedoch infolge
der Elementer ereignisse in Südböhmen überhaupt
keine Mittel, zum Ankaufe von Ersatzfuttermittel, sie sind genötigt,
mit ungeeignetem Futter zu füttern und die Folge davon ist
dann die Verbreitung epidemischer Viehseuchen. Dieser Zustand
bedroht die Landwirte in Südböhmen mit einer vollständigen
Katastrophe, weil in diesem Gebiete die Viehzucht eine größere
Bedeutung als jede andere Art der landwirtschaftlichen Produktion
hat. Zu allen heurigen Elementerlatastropher tritt nunmehr noch
diese hinzu und es ist daher, falls nicht die Vernichtung einer
ganzen Reihe von Existenzen selbständiger Landwirte eintreten
soll, eine ausgiebige staatliche Hilfe absolut notwendig. Die
Situation der kleine Landwirte ist umso ärger, da in Südböhmen
nahezu ihr ganzes Einkommen nur aus der Viehzucht stammt. Die
Landwirte befinden sich in einer schweren finanziellen Situation,
daß sie nicht imstande sind, die mit der tierärztlichen
Behandlung des erkranten Viehs verbundenen Kosten zu tragen.
Aus diesen Gründen stellen die Gefertigten
an die Herrn Minister folgende Anfragen:
1.) Ist ihnen diese katastrophale Situation
der Viehzucht und der gesamten Landwirtschaft in Südböhmen
bekannt ?
2.) Sind sie bereit, den Auftrag zu erteilen,
daß sofort die entsprechenden Organe die Mittel für
veterinäre und tierärzliche Maßnahmen gewahren
?
3.) Sind sie bereit, um die Beschafftung billiger
Futtermitteln, namentlich von Kraftfutter zu sorgen ?
4.) Sind sie bereit, derartige Maßnahmen
zu treffen, damit wenigstens in den allernotwendigsten Fällen
der den Landwirten durch die Viehseuchen verursachte Schaden aus
staatlichen Mittel ersetzt werde ?
Schon seit dem Jahre 1922 leidet die Glasindustrie
des Iser und Riesengebirges unter einer schleichenden Krise, deren
Folge vor allem eine ungeheuere, sich zur Unerträglichkeit
steigende Not in den Reihen der Glasarbeiter ist. Diese Krise
wirkt aber auch auf die Kleingewerbetreibenden und das ganze Wirtschaftsleben
in diesem Gebiete verhehrend. Schon in vielen Kundgebungen, Vorsprachen,
Eingaben und Darlegungen, wurden die zuständigen Ministerien
auf den furchtbaren Ernst der Lage aufmerksam gemacht. In der
Kristall, Flacon und Ringbranche wird die Notlage durch die Erhöhung
der Produktion an Schmirgelwaren und ihre Ausdehnung auf geschliffene
Waren verschärft, was direkt zur Vernichtung dieses Industriezweiges
führen muß. Als besondere Ursachen des Zusammenbruches
der gesamten Glasindustrie des Iser und Riesengebirges müssen
noch angeführt wenden: Die hohen Kohlenpreise, auch infolge
der Kohlenabgabe, die hohen Frachsätze, die Umsatzsteuer,
die hohen Zölle auf die zur Erzeugung des Glases erforderlichen
und im Inlande nicht zu beschaffenden Chemikalien. Die Folge dieser
Übelstände ist eine derartige Belastung der Produktion,
daß die Erzeugnisse unserer Glasindustrie auf dem Weltmarkte
konkurrenzunfähig werden. Dazu kommt noch der fortschreitende
Verlust an Absatzgebieten, wofür als besonderes Beispiel
Deuschland anzuführen ist, das als Gegenmaßnahme gegen
die Erhöhung der tschechoslowakischen Zölle auf die
deutschen Chemikalien eine starke Erhöhung der Zölle
auf tschechoslowakische Glaswaren druchgeführt hat. Infolgedessen
ist der Export unserer Glasindustrie nach Deutschland im Jahre
1926 um 50 Millionen Kronen gesunken. In folge der ungeklärten
politischen Beziehungen und des Fehlens eines Handelsvertrages
mit der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken ist auch an
ein Eindringen auf den russischen Markt nicht zu denken.
Aus allen diesen Gründen stellen wir an
die Regierung de Anfrrage, ob sie bereit ist:
1. Die Kohlenabgabe für die von unserer
Glasindustrie gebrauchte Kohle aufzuheben;
2. Die Frachtsätze für die Glasindustrie
herabsetzen;
3. Die Umsatzsteuer für die Glasindustrie
aufzuheben;
4. Mit Deutschland Verhandlungen über
eine Herabsetzung des Zolles auf deutsche Chemikalien, bezw. auf
tschechoslowakische Glaswaren einzuleiten;
5. Mit der Sowjetregierung normale diplomatische
Beziehungen herzustellen und über den Abschluß eines
Handelsvertreges zu verhandeln;
6. Ein Verbot Erzeugung von Schmirgelwaren
in der Kristall, Flacon und Ringbranche zu erlassen;
7. Eine entsprechende Arbeitslosenunterstützung
auszuzahlen und die Durchführung von Notstandsarbeiten für
die von der Krise achwer betroffenen Glasarbeiter in Angriff zu
nehmen ?
Das "Èeské Slovo"
vom 21. Jänner 1927 brachte nach Zeitungsmeldungen
die sonderbar anmutende Nachricht aus Deutsbrod, daß der
nationaldemokratische Bürgermeister aus Deutsbrod, dar Baumeister
Šupich, der eine große Ziegelei
und einen Sägewerksbetrieb besitzt und vieljacher Millionär
ist, im vorigen Jahre eine Steuervorschreibung von nur 856 Kè,
der Spediteur František Roupach, der mit 2 Lastenautos
und 4 Pferden arbeitet, eine solche von nur 64 Kè, der
Zementwarenfebrikant Prokop eine von nur 180 Kè und der
schwerreiche Millionär Spurny, der auch
Mitglied der Steuerkommission ist, eine von nur sage und schreibe
24 Kè erhalten haben.
Es ist begreiflich, daß diese Nachricht
bei den anderen geplagten Steuerzahlern welche eine schier unerträgliche,
die ganze Wirtschaft ruinierende Steuerlast zu tregen heben, eine
begreifliche Aufregung und Mißstimmung hervorgerufen hat.
Es ist ja gewiß kein Geheimnis, daß die Steuerlasten
ungleich verteilt sind, je nach dem, wer an der Spitze des zuständigen
Steuerreferates steht und welches Wohlwollen dieser einschätzende
Beamte dem Betreffenden Steuerzahler entgegenbringt. Auch zwischen
den einzelnen Steuerbezirken bestehen weitgehende Unterschiede.
Ich verweise in diesem Zusammenhange nur auf die verhältnismäßig
höhere und stärkere Belastung des Olmützer Bezirkes
gegnüber anderen, z. B. gegenüber den Brünner Steuerbezirk.
Weiters machten wir vielfach die Wahrnehmung, daß sich die
deutsche Bevölkerung der besonderen Gunst der Steuerbeamten
erfreut und beim Steuerzahlen zum ersten und bevorzugten Staatsvolk
aufrückt, während es sich sonst, besonders in seinen
Rechten mit einer höchst bescheidenen Stellung in diesem
Staate zufrieden geben muß.
Es interesiert jedenfalls die gesamte Öffentlichkeit
zu erfahren, ob diese Nachricht des "Èeské
Slovo" auf Wahrheit beruht und deshalb
fragen die Gefertigten den Herrn Finanzminister,
ob er gewillt ist, diese Angelegenheit strengstens
und objectiv untersuchen zu lassen und der Öffentlichkeit
das erhobene Material bekanntzugeben, bezw. mitzuteilen, was diesbezüglich
verfügt wurde ?