Ich möchte zum Schluß noch einmal sagen: Einer Außenpolitik, die das Ausland derart entsetzlich über uns informiert, einer Außenpolitik, die darauf begründet ist, daß die Revision der Friedensverträge verhindert werde, durch welche unser deutsches Volk niedergehalten und zu Heloten der ganzen Welt gemacht werden soll, einer Außenpolitik die gewißermaßen eine Verewigung der deutschen Kriegslüge bedeuten soll, einer solchen Außenpolitik können wir nicht anders als nur mit dem schärfsten Mißtrauen entgegenkommen. (Souhlas a potlesk na levici.)
3. Øeè posl. dr. Lodgmana (viz str. 113 tìsnopisecké zprávy):
Hohes Haus! Bevor ich auf die Ausführungen des Herrn Ministers des Äußern eingehe, möchte ich von dieser Stelle aus eines Ereignisses gedenken, welches für die außenpolitischen Wechselbeziehungen der Völker und Staaten von weitertragender Bedeutung werden kann, als die bestgemeinten Paragraphen und Entwürfe über Abrüstung und Weltfrieden. Ich meine die erstmalige Überfliegung des Weltmeeres durch das Luftschiff Z. R. 3. Weder die Regierung, noch das Präsidium dieses Hauses haben es für richtig gehalten, auf dieses einzigartige Ereignis hinzuweisen; ich verstehe den Schmerz der Regierenden in diesem Staate darüber, daß es sich um ein Erzeugnis deutschen Geistes und deutscher Technik gehandelt (Sehr gut!) und daß die ersten Grüße, welche das alte Europa dem neuen Weltteile auf dem Luftwege entboten hat, deutschen Ursprunges waren. Wären sie französisch gewesen, so hätte die Begeisterung in diesem Lande wahre Orgien gefeiert, die auch in diesem Saale ihren Widerhall gefunden hätten. So aber war es ja bloß deutsche Sklavenarbeit, welche Europa befähigt hat, das Weltmeer zu überfliegen und in die abgerungene Bewunderung mischen sich Neid und Furcht darüber, was noch alles der geknebelte deutsche Geist der Welt bescheren wird. Uns Sudetendeutsche erfüllt die kühne Tat des Z. R. 3. mit Stolz, weil sie den Verbindungen der Völker neue Wege ebnet und deutschen Wagemut und deutsches Können in die Welt hinausträgt. Im besonderen erhoffen wir, daß diese neue Tat dazu beitragen wird, das wahre Wesen deutschen Geistes in Amerika zu erkennen, woselbst Millionen Deutscher als Pioniere den Urwald gerodet und zum Aufblühen des neuen Weltteiles beigetragen haben. So grüßen auch wir Sudetendeutschen das amerikanische Volk durch das deutsche Luftschiff und schöpfen neuen Lebensmut durch seine Tat. (Potlesk na levici.) Die Geschichte wird dereinst vermelden, daß es ein deutsches Unterseeboot und ein deutscher Luftkreuzer waren, die die amerikanische Küsteals erste ihrer Art erreichten.
Die Grundrichtung der Politik des Herrn Ministers des Äußern läßt sich kurz mit dem alten, uns wohlvertrauten Ausdrucke bezeichnen: status quo. So wie einst der status quo am Balkan das Um und Auf der österreichischen Politik gewesen ist, so ist es heute in ganz Europa der Fall. Die Bestimmungen der Pariser Unfriedensverträge sind die Grundlage, von welcher die Staaten ausgehen, an ihnen darf nicht gerüttelt werden, damit nicht das ganze künstlich gefügte Gebilde zusammenfällt. Ob in diesen Verträgen eine Spur von Moral ist, ob sie den in Betracht kommenden Völkerschaften entsprechen oder nicht, darnach wird nicht gefragt, die sterile Diplomatie der Nachkriegszeit erschöpft sich darin, die Besiegten am Boden und die Sieger im Besitze der Macht zu erhalten und fragt nicht darnach, ob sichnicht etwa mittlerweile das Antlitz der Erde geändert hat, weil erkannt wurde, daß die Voraussetzungen der sogenannten Friedensverträge eitel Humbug und Schwindel waren. Das Leben aber geht seinen Gang weiter, es hat dies seinerseits erkannt und aus dieser Verschiedenheit ergibt sich der Unfrieden und die stete Bereitschaft, jede Änderung am Bestehenden mit militärischer Gewalt zu verhindern.
Auch die sogenannte Friedenspolitik des Herrn Ministers des Äußern und seiner Kollegen ist nur der Ausdruck der Angst vor Änderungen. Die Welt hat erkannt, daß die Grundlagen der heutigen Staatengesellschaft morsch, weil unmoralisch sind. Das Märchen von den deutschen Barbaren kann nicht mehr aufrecht erhalten werden; die Alleinschuld Deutschlands am Kriege ist als Erfindung der deutschfeindlichen Mächte erkannt; das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist mit Füßen getreten; die versprochene Abrüstung ist nicht nur nicht eingetreten, sondern hat sich in einen immer stärkeren Militarismus verwandelt; der Steuerdruck wird immer unerträglicher. Früher schob man die Ursache solcher Erscheinungen in die Schuhe der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn, heute ist jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, genötigt, nach anderen Ursachen zu forschen. Masaryk hat einmal den Weltkrieg einen Kampf zwischen Demokratie und Gottesgnadentum genannt. Sonderbar, daß dabei der russische Zar auf Seite der Demokratie stand. (Sehr richtig! Souhlas na levici.) Wenn es sich wirklich um die Einführung der sogenannten Demokratie gehandelt hat, dann hätte er noch vor Beginn des Krieges abdanken müssen. Erst als die deutschen Siege das russische Gottesgnadentum erschüttert hatten, konnte die Fiktion von dem Kampfe zwischen Demokratie und Gottesgnadentum aufkommen und der blöden Masse vorgespiegelt werden, grundfalsch und irreführend ist es aber, den Weltkrieg von vornherein als Auseinandersetzung zwischen zwei Staatsformen hinzustellen. Und wie wurden die angeblich demokratischen Staaten ins Leben gerufen? Während früher die Staatengründung als etwas Mystisches und Geheiligtes empfunden wurde, ist die heutige Generation gründlich belehrt, wie man Staaten errichtet. Nicht viel anders, wie Stammtischgesellschaften.
Brockhaus schreibt hierüber in seiner Schrift "Europa 1914 und 1924" sehr treffend: "Eine provisorische Regierung, die sich aus eigener Initiative konstruierte; Bajonette und Legionäre, die die Massen auseinanderjagten; Leute, die Beifall schrieen oder zusammengeschossen wurden; dann die Anerkennung durch den großen Rat der Sieger, und ein neuer Staat war entstanden. Also gibt es für uns wissende und aufgeklärte Kinder der Nachkriegszeit kein Geburtsgeheimnis des Staates mehr; wir selbst haben ihn mit unseren Händen geschaffen, mit unserem Atem haben wir ihn angehaucht und mit unserer Stimme erweckt. Daraus folgt, daß in unseren Augen der Staat keine übernatürliche Institution mehr ist, sondern ein reines Zweckgebilde."
Nichtsdestoweniger verlangen aber diese neuen Staaten von den Unterworfenen als geheiligte und göttliche Anstalten angesehen zu werden und sie umgeben sich mit allen möglichen Gesetzen, welche den status quo auch im Innern aufrecht erhalten sollen. Mögen diese Staaten in den Augen der Unterworfenen noch so unzwecksmäßig, ja geradezu feindlich empfunden werden, diese Zweckgebilde verlangen trotzdem als unantastbares gottbegnadigtes Heiligtum betrachtet zu werden, als ob sie die Fortsetzung der alten, auf Jahrhunderte alter Entwicklung beruhenden Staatengebilde wären.
Und was das Selbstbestimmungsrecht der Völker anbelangt, welches ja die Grundlage des neuen Europa hätte werden sollen, so stehen heute 47 Millionen Europäer unter fremdnationaler Herrschaft; allüberall sind neue "Österreich-Ungarn" und neue Irridenten entstanden, an denen die Deutschen, die Ukrainer und die Magyaren den Hauptteil haben. Dazu kommt die vermehrte Länge der Grenzen, sowie die Volkswirtschaftspolitik der einzelnen Staaten mit ihrem überspannten Begriffe der Staatshoheit, so daß man ohne Übertreibung sagen kann: die seelischen Ursachen zu Mißhelligkeiten und kriegerischen Auseinandersetzungen haben sich im neuen Europa wenn nicht verzehnfacht, so sicher verdoppelt, trotzdem Deutschland, Deutschösterreich und Ungarn entwaffnet und blosse Objekte der Politik geworden sind.
Auf dieser Grundlage betrachtet, erscheint die sogenannte Friedenspolitik der achkriegsstaaten grotesker Humbug. Nicht um die Befriedung Europas handelt es sich ihnen, sondern um die Sicherung ihrer Beute; nicht der Krieg schlechthin wird für verabscheuungswürdig empfunden, sondern ein Krieg, der ihren eigenen Bestand, ihr zu Unrecht erworbenes Gut gefährden könnte. Auf diesem Gedanken sind alle Bemühungen des fälschlich so benannten Völkerbundes um den Frieden aufgebaut und in dieser Richtung bewegen sich auch die uns bekannten und nicht bekannten Bemühungen des Herrn Ministers des Äußern. Er unterscheidet, wie alle seine Kollegen vom großen Rate, eine Weltdemokratie für die Sieger und eine für die Besiegten; den Letzteren gegenüber ist alles erlaubt, weil sie wehrlos sind, den ersteren gegen über ist alles Hochverrat, Militarismus und Reaktion, was ihre Interessen irgendwie stören könnte. (Sehr gut!) Ich halte den Herrn Minister zu gebildet, als daß ich glauben könnte, er sei sich nicht darüber im Klaren, daß die Erörterungen über Weltfrieden und Abrüstung niemals zum wahren Frieden führen können, weil sie nur die äußeren Zeichen, nicht aber die Ursachen der Krankheit beseitigen wollen. Er ist sich hierüber sicherlich im klaren, macht aber gute Miene zum bösen Spiele, weil er sehr gut weiß, daß eine wahre Friedenspolitik mit der Wiedergutmachung des begangenen Unrechtes beginnen und daher zur Auflösung der küns lichen Gebilde der Nachkriegszeit führen müßte. (So ist es!)
Die Zustände um uns herum sprechen mit Bezug auf Abrüstung und Militarismus eine nur zu deutliche Sprache, welche beweist, daß sich die Anzahl der Feuerherde seit Abschluß des Weltkrieges vermehrt hat. Rußland, welches heute die Rolle der Jakobiner des 18. Jahrhunderts spielt, versteht es sehr gut, diese Brandherde für seine Zwecke auszunützen, indem es die Fackel des Selbstbestimmungsrechtes der Völker in die Länder des ancien régime wirft. Den Beherrschern Rußlands ist dieses Selbstbestimmungsrecht freilich nur das Mittel zur Aufrichtung ihrer Macht in ganz Europa, allein den Staaten gegenüber wirkt es als Sprengmittel und zwar umso stärker, je mehr sie es verleugnen wollen. Diesem Sprengmittel gegenüber haben sie sich auf den einst viel geschmähten Militarismus besonnen, obzwar er in der Tat gar kein wirksames Mittel ist, denn, im Ernstfalle angewendet, würde er zum Untergange dieser Staaten führen, wie im alten Österreich-Ungarn und da dies natürlich auch den verantwortlichen Trägern der Regierungsgewalt bekannt ist, so suchen sie ihn durch Sonderbündnisse zu stützen. Ein solches Sonderbündnis ist die bald größere, bald kleinere Entente, welche gegenwärtig im Mobilisierungsfalle 4 bis 6 Millionen Männer ins Feld stellen kann, je nach dem, ob Polen mittut oder nicht. Daneben gibt es noch Rückversicherungsverträge mit Frankreich, ständige Beratungen der Generalstäbe, kurz, alle die Mittel und Mittelchen, die wir aus der verruchten Vorkriegszeit kennen. Trotz alledem kommt die Welt sonderbarerweise nicht zur Ruhe, sondern befindet sich im Zustande beständiger Spannung, genau so wie vor dem Kriege und die Ereignisse in Afrika und Asien rufen uns immer wieder ins Gedächtnis, daß sich diese Spannungen auch auf die Großmächte erstrecken, welche gelbe und schwarze Völker ausrüsten und vorschieben, um sich den Rang abzulaufen. Hinter allen diesen Zuständen aber steckt der Friedensstörer Frankreich mit seinen unersättlichen Herrschaftsgelüsten: so war es unter dem Königtum, so war es zur Zeit des Kaiserreiches (Sehr richtig!), so war es zur Zeit der Republik, zuletzt unter Poincaré und Millerand und der veröffentlichte Briefwechsel mit Iswolski gibt hierüber genügend Aufschluß. Solange aber Frankreich nicht in die gebührenden Schranken verwiesen sein wird, solange wird es auch in Europa keinen Frieden geben, es sei denn ein Frieden der Unterwerfung und Abhängigkeit von Frankreich und solange der fälschlich sogenannte Völkerbund ein Machtmittel Frankreichs ist, solange ist er nicht geeignet, Europa den Frieden zu bringen.
Der Herr Minister hat über das Problem der Donauföderation nichts gesagt. Das soll wahrscheinlich bedeuten, daß sie im Rahmen seiner Gedankengänge keinen Platz findet. Immerhin wurde sie in den letzten Wochen zweimal erwähnt, das einemal in Genf, das anderemal in Wien und selbstverständlich dementiert. Das letztere bedeutet wenig, denn solche Pläne müssen erst ein paarmal dementiert werden, auch wenn sie vorhanden sind, um sie der Masse vertraut zu machen, denn erst dann lassen sie sich verwirklichen. Ich will nun durchaus nicht behaupten, daß solche Pläne bereits greifbare Gestalt hätten, immerhin scheint es mir, als ob sie der jetzigen, gewiß nicht alldeutsch gesinnten Regierung Österreichs nicht unmöglich erschienen. Es hätte das Haus sicherlich interessiert zu erfahren, ob sich der Herr Minister zu solchen Plänen nach wie vor absolut ablehnend verhält oder ob er glaubt, daß sie immerhin erwägenswert wären, vorausgesetzt, daß die èechische oder wenigstens slawische Vormachtstellung gesichert würde. Dies würde ohne Zweifel geschehen, denn das national weiche Österreichertum böte dagegen sicherlich kein Hindernis und ließe sich um vorgetäuschter oder tatsächlicher sogenannter wirtschaftlicher Vorteile willen für einen solchen Plan einfangen, auch wenn dadurch der Anschlußgedanke endgiltig zerstört würde Ein Widerstand Italiens dürfte gegenüber der zweifellosen Förderung durch Frankreich nicht in Betracht kommen. Die Herrschaft des èechischen Volkes über das Sudetendeutschtum würde in einer Donauföderation in keiner Weise geschmälert, dagegen der seinerzeit angestrebte und nicht erreichte slawische Korridor zunächst in wirtschaftlicher und später auch in militärischer Beziehung ersetzt, außerdem könnte die Verèechung Wiens kräftig gefördert werden, sodaß eigentlich vom èechischen Standpunkte aus so ziemlich alle Erwägungen für die sogenannte Donauföderation sprächen. Gewiß wären in einzelnen Kreisen des èechischen Volkes gewisse seelische Widerstände zu überwinden, die mit der Erinnerung an das alte Österreich-Ungarn zusammenhängen, allein sie dürften nicht unüberwindlich sein, da ja die Wiederkehr der Habsburger durch die Entwicklung in den letzten Jahren zum bloßen Schrecken für die Kinderstube geworden ist. Für die èechoslovakische Industrie aber würde eine Donauföderation die Wiedergewinnung verloren gegangener Absatzgebiete sogar auf Kosten österreichischer Industriezweige bedeuten. Daß die Donauföderation vom gesamtdeutschen Standpunkte aus zu verwerfen wäre, ist gewiß richtig, dürfte aber für die èechisch-französische Politik ein Grund mehr sein, sie anzustreben. Ich vermag das letztere vom Herrn Minister des Äußeren natürlich nicht zu behaupten, ich würde es aber verstehen, wenn es der Fall wäre, und zwar umsomehr, je größer die Konkurrenz wird, welche durch die auf Grund der Dawes-Gesetze gesteigerte Industrietätigkeit des Deutschen Reiches entsteht, umsomehr, als der Prozeß der Verèechung der sudetendeutschen Industrie fortschreitet.
Lloyd George hat einmal den Herrn Minister des Äußern das geschäftige Männchen genannt, welches sich zu verschiedenen Botengängen der französischen Minister hergibt. Diese nicht sehr schmeichelhalfe Bezeichnung hat gewiß insoferne ihre Richtigkeit, als Herr Dr. Beneš bis auf weiteres eine Politik der Mitte zwischen den zwei großen Rivalen machen möchte. Aber nicht deshalb, weil er etwa von solchen Botengängen besonders begeistert wäre, sondern vielmehr deshalb, weil er nicht in die Streitigkeiten Frankreichs mit England mehr als notwendig verwickelt werden will. Solange sich die Politik Frankreichs auf dem Rücken Deutschlands abspielt, solange ist immer die Gefahr vorhanden, daß die Èechoslovakei als Nachbar Deutschlands irgendwie in den Strudel gefährlicher Ereignisse hineingezogen wird.
Deutschland ist zwar als Konkurrent des englischen Handels und der Seeschiffahrt ausges chaltet, an seine wirtschaftliche und politische Stelle sind aber die Vereinigten Staaten und Japan und mit Beziehung auf das europäische Festland Frankreich getreten. Lloyd George hat gut reden und Leitartikel schreiben, in denen er alles das, was er dereinst unterschrieben hat, für verrückt erklärt, die Tatsache bleibt bestehen, daß er es war, der Frankreich zur Beherrschung des Festlandes verholfen hat (Souhlas na levici.), denn wenn er seinerzeit die Kraft aufgebracht hätte, Frankreich im Vereine mit Amerika ein "Bis hieher und nicht weiter!" zuzurufen, so könnte der Erdteil wesentlich anders aussehen. Was Wunder, wenn heute im Gefüge des englischen Weltreiches ein Knistern im Gebälke wahrnehmbar ist, was Wunder, wenn die Macht Englands durch diejenige der Vereinigten Staaten und Frankreichs überschattet wird und wenn sogar die innere Politik schwankend ist.
So ist die Politik des Herrn Ministers eine wahre Kompromißpolitik, die er wahrscheinlich als einzig mögliche Realpolitik bezeichnen wird. Er schwankt beständig zwischen Biologie und Moral, er weiß, was er den biologischen Gesetzen des Lebens schuldet, daher seine Regional- und Allianzverträge, daher die bewaffnete Macht, und ist ebenso gerne bereit, der Moral Tribut zu zollen, wenn dies ohne Gefahr für den Status quo erfolgen kann, daher seine Begeisterung für Abrüstung und ewigen Frieden. Leider aber hat seine Moral einen doppelten Boden, sie erstreckt sich gerade nur bis dahin, wo nicht eigene Interessen berührt werden und wird dadurch zur höchsten Unmoral im politischen Sinne. Freilich ist ihm zugute zu halten, daß das Problem "Europa" auf den jetzigen Grundlagen von Paris unlösbar ist. Der Herr Minister hat davon gesprochen, daß die größte Schwierigkeit für den Völkerbund in der Festlegung des Begriffes "Angreifer" liegt. Mag sein! Allein wieso können denn die in Betracht kommenden Staaten überhaupt zu Angreifern werden? Weil das Europa des nationalen Zeitalters eine Unterscheidung zwischen herrschenden und beherrschten Völkern nicht mehr verträgt (Sehr richtig.) und weil die Grundlagen der Friedensverträge zwar die alten diesbezüglichen Unterschiede zum Teile beitigt, daneben aber neue geschaffen haben. Solange dieses Unrecht nicht getilgt ist, solange nützen keine Schiedsgerichte und keine Arbitrage, es sei denn, daß sie die Kraft haben, begangenes Unrecht zu büßen. Diese Kraft hat aber der Völkerbund nicht. Ausgehend von der Alleinschuld Deutschlands am Weltkriege, ausgehend von der Heiligkeit der jetzigen Staatsgrenzen, wird er niemals das Ziel der Menschheit erreichen und anstelle der Gewalt das Recht setzen können. Doppeltes Recht ist doppeltes Unrecht; wenn er wirklich so unbegrenztes Vertrauen zum Schiedsspruche hat, dann möge er in erster Reihe ein unbeeinflußtes Urteil darüber einholen, ob die Grundlagen, denen er seine Entstehung verdankt, vom Standpunkte des Rechtes und der Moral zu halten sind. Erkennt aber das Schiedsgericht das Unrecht an, welches in den Friedensverträgen liegt, dann muß es folgerichtig an seine Beseitigung gehen, dann aber ist es freilich mit der Herrlichkeit der neugeschaffenen Staaten vorbei, an ihre Stelle aber tritt das neue, das wahre Europa, welches keiner Arbiitrage und keines Schiedsgerichtes und noch weniger irgendwelcher Allianzverträge bedürfen wird, weil es seine Glieder als gleichberechtigte Träger nationaler Kulturen anerkennt und jedermann als sinnfälligen Friedenstörer erkennt, der diese durch göttliches und natürliches Recht gesetzte Ordnung verletzen möchte. Das deutsche Volk im allgemeinen und wir Sudetendeutsche im besonderen haben eine solche Ordnung nicht zu fürchten. Wir spüren ja am eigenen Leibe, daß die "Friedenspolitik" des Herrn Ministers des Äußern nur der Wandschirm ist, Millionen unterdrückter Menschen ihres nationalen Eigenlebens zu berauben und wir können und werden niemals zugeben, daß wir die Angreifer sind, wenn wir uns gegen diese "Ordnung" wehren. Geben Sie Gedankenfreiheit, so möchte ich dem Herrn Minister zurufen, dann braucht Ihnen um das Schicksal Europas nicht bange zu sein.
Solange sich die Regierung nicht zu der von mir gekennzeichneten, wie ich allerdings zugebe, weitherzigen Politik entschließen kann, solange sie ihre eigenen Interessen über das allgemeine Bedürfnis Europas stellt, solange mag sie in den Augen der jetzigen Machthaber auf richtigem Wege sein: wir sind nicht in der Lage, ihr auf diesem Wege zu folgen und ihrer Tätigkeit mit Vertrauen zu begegnen. (Souhlas a potlesk na levici.)
4. Øeè posl. Knirsche (viz str. 117 tìsnopisecké zprávy):
Meine Damen und Herren! Die bewegenden politischen Kräfte in Europa sind heute die nationale und die soziale Frage. Selbst die kleinsten Völker sind zum Volksbewußtsein erwacht, suchen ihre nationale Eigenart und Kultur vor der Vernichtung oder Verfälschung zu bewahren und diese im Wetteifer mit den anderen Völkern fortzuentwickeln. Innerhalb der Völker wiederum steht überall die soziale Frage, das Strebennach einer gerechteren gesellschaftlichen und einer sittlicheren wirtschaftlichen Ordnung im Vordergrunde. Das anerkennt auch der Herr Außenminister in seinem Exposé, wenn er sagt, daß die Nationen und insbesondere die Volksmassen Ruhe und Frieden haben wollen und vor allem die Lösung der sozialen Probleme verlangen. Wir sind aber nicht der Auffassumg, daß der Weg, den der Herr Außenminister geht und den er uns auch gestern wieder verzeichnet hat, zum nationalen und sozialen Frieden der Völker führt.
Der Herr Außenminister verwies in der Einleitung zu seinem Exposé darauf, daß eine Reihe von führenden Politikern der Vergangenheit, darunter Wilson, den Versuch gemacht haben, den Weltfrieden zu organisieren und er sieht in dem Genfer Protokolle und seiner anerkannt hervorragenden persönlichen Mitarbeit an demselben die Fortsetzung und einen weiteren großen Fortschritt dieser Friedensbemühungen. Es war kein glücklicher Gedanke, an die Friedensbestrebungen Wilsons zu erinnern. Die 14 Punkte Wilsons, darunter vorangestellt der Grundsatz, die neue Staatenordnung auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes der Völker aufzubauen" waren tatsächlich geeignet, eine neue Epoche friedlichen Zusammenlebens der Völker anzubahnen. Aber der Herr Außenminister Dr. Beneš gehört doch zu denjenigen Männern, die hervorragend und mit Erfolgtätig waren, die Absichten Wilsons zu durchkreuzen und die der Welt einen auf Unrecht und Gewalt aufgebauten sogenannten Frieden bescherten.
Das größte Hindernis, das sich einer friedlichen Entwicklung in Europa entgegenstellt, sind diese Friedensdiktate von Versailles, St. Germain, Trianon usw. Aufgebaut auf der schändlichsten aller Lügen unserer Zeit, der Lüge von Deutschlands Schuld am Kriege, haben diese Diktate die nationalen Streitfragen in Europa vermehrt und verschärft, wirtschaftliche Brücken abgebrochen, statt Zollschranken niederzureißen neue aufgerichtet und damit die Voraussetzungen zu friedlicher Nebeneinander- und Zusammenarbeit der Völker und zu sozialem Aufstieg der breiten Massen der Bevölkerung unterbunden.
In ihren Auswirkungen erweisen sich daher die Friedensdiktate als Fortsetzung des Krieges, wenn dieser auch einstweilen mit anderen Waffen als Gewehren und Kanonen geführt wird.
Ich kann mich bei dieser Behauptung auf das Bekenntnis eines hervorragenden Staatsm annes berufen, der zu den Mitschöpfern der Friedensdiktate gehört. Der frühere italienische Ministerpräsident Nitti sagte kürzlich: "Der jetzige Weltfrieden ist eine Fortführung des Krieges. Der Tag, an dem ich selbst meinen Namen unter den Vertrag von Versailles gesetzt habe, ist der unglücklichste meines Lebens."
Und in Bezug auf die nationalen Verhältnisse in den neugeschaffenen Staaten, sagte der englische Premierminister Mac Donald in seiner großen Genfer Rede, dem bei dieser Stelle der Herr Minister Dr. Beneš nicht applaudiert hat, daß sie eine ständige Beunruhigung Europas bilden.
Wilson hat für die Völker des ehemaligen Österreich das Selbstbestimmungsrecht gefordert, weil der Nationalitätenstaat Österreich eine ständige Gefahr kriegerischer Verwicklungen war. Was da vom alten Österreich gesagt wurde, gilt in des Wortes vollster Bedeutung heute u. a. auch von der Èechoslovakei, dem unkonsolidiertesten und daher unruhevollsten neuen Nationalitätenstaate in Europa. Der Herr Außenminister, von dem ja die Konzipierung des Genfer Protokolls stamt, setzte nun dem Protokolle die Einleitung voran, daß sich die Vertreter der unterzeichneten Mächte auf die Bestimmungen des Protokolles geeinigt haben, "von dem festen Willen beseelt, den Weltfrieden aufrecht zu erhalten und die Sicherheit der Völker zu gewährleisten, deren Existenz, Unabhängigkeit und Gebiet einer Bedrohung ausgesetzt sein sollte".
Diese Einleitung, von dem Vertreter eines Nationalitätenstaates verfaßt und unterfertigt, dessen Maciihaber jeden Willen seiner Völker nach Eigenrecht und Eigenleben mit Kerker, Zensur und Bajonetten unterdrücken, zeigt die ganze innere Unwahrhaftigkeit der Genfer Friedensarbeit. Wenn es dem Herrn Außenminister wirklich darum gehen würde, den Völkern Freiheit und Frieden sichern zu helfen, so müßte er diese Friedensarbeit vor allem in seinem eigenen Staate betätigen. Hier ist die Sicherheit des sudetendeutschen, des slovakischen, des ungarischen und karpathorussischen Volkes täglich bedroht und die Unabhängigkeit dieser Völker, die keine Minderh eiten von kolonialer Bedeutung sind, vernichtet. Selbst die Minderheitsschutzbestimmungen der Friedensverträge werden hier mißachtet, der Pittsburger Vertrag bleibt auf dem Papier und die Autonomie Karpathorußlands ist nur ein dekorativer Aufputz der Verfassungsurkunde. Wer diese innere Vergewaltigungspolitik der èechischen Regierung verfolgt, wird mit uns die Benešsche Friedenspolitik dahin kennzeichnen, daß sie lediglich darauf gerichtet ist, seinen Staat vor äußeren Konflikten solange wie möglich zu sichern, damit, gestützt auf die militärische Gewalt die Èechisierung nach den Plänen der Machthaber überall durchgeführt werden kann. Das ist der ganze Sinn der Genfer Arbeit des Herrn Außenministers, deren Ergebnis er uns hier vorlegte. Der Herr Außenminister wird das als eine voreingenommene, von Staatsfeindlichkeit und Illoyalität diktierte Kritik hinstellen, aber im Innern, davon bin ich überzeugt, wird er sich sagen, daß sie zutreffend ist. Wir lehnen das Exposé des Herrn Außenministers aus den angeführten Gründen als Ausdruck des Mißtrauens in die Politik desselben ab. Unsere Aufgabe wird es weiterhin sein, ihre Tendenzen im Inlande und im Auslande aufzuzeigen und den Kampf um Pecht und Freiheit unseres Volkes und Landes gegen alle Gewalt weiterzuführen. Der Herr Abg. Dr. Lukavský hat unlängst triumphiert, daß die Gegend zwischen Karlsbad und dem Erzgebirge ein anderes Bild bekommen werde. Nun, mag sein, daß sich da einiges durch künstliche Èechisierung ändern wird. Deshalb bleibt das Gebiet doch unser deutsches Land, wie alle Gebiete innerhalb Sudetendeutschlands, dessen Grenzen Kraft des Selbstbestimmungsrechtes durch die freigew ählten Nationalversammlungen im Jahre 1918 festgelegt wurden und die bei der Neuordnung Europas für uns in Betracht kommen werden. (Potlesk na levici.)
5. Øeè posl. dr. Korlátha (viz str. 127 tìsnopisecké zprávy):
Tisztelt uraim! Meghallgattam a külügyminiszter úr nagy reklámmal beha ra gozott exposéját s abból, de különösen az elhallgatott, tényleg azonban megtörtént külpolitikai botlások sorozatából, kénytelen vagyok megállapítani, hogy a cseh külpolitikának nincsen határozott alapgondolata, koncepciója s ennek folytán ma már nincsen kellõ súlya és tekintélye. A külpolitika ugyanis nem mint talán azt Beneš úr elképzeli - légüres térben folytatott játék, hanem élõ valóság, ahol sok tényezõvel, de céltudatosan s nem tervtelenül kell haladni.
Hogy jó-e egy ország politikája, az az eredményeken ismerhetõ fel s nem a külügyi exposékon. Nézzük tehát, hol vannak a cseh külpolitika eredményei.
Csehország helyzete még a kisántánton belül sem mondható kedvezõnek. Ugyanis a panszláv célok, melyek felé - ma ugyan még nem elég nyiltan, de mégis felismerhetõen - a cseh politika halad, természetszerüen idegenítették el Romániát. E tényt ugyan mindkét fél konokul tagadja, azonban mi állampolgárok sajnosan érezzük, hogy Beneš úr külpolitikájának annyi súlya és tekintélye nincsen szövetségese, Románia elött, hogy állampolgárainak jogos érdekét megvédelmezni tudja. Példa rá a técsõi 10-20 holdas kisgazdák tiszántúli földjeinek a románok által való s a földbirtokreform formájába öltöztetett elrablása, ahol a külügyi kormány hiába igérte a técsõi cseh állampolgároknak, akik mind földhözragadt szegény földmüvesek, támogatást; közbelépése súlytalan és eredménytelen maradt állítólagos szövetségesénél.
Csodálatos azonban, hogy - bizonyára ingadozása és határozatlansága miatt - még a szláv államok barátságát sem sikerült Beneš úrnak a panszláv célok ápolása dacára biztosítania Csehország javára. Itt bizonyára az a hiba, hogy az a vezetõszerep, amelyet Beneš és a cseh kormány a kisantánton belül magának vindikált, kihívta Szerbia féltékenységét s természetszerüen idegenítette el a szerb kormányt és a szerb közvéleményt.
Nem tapasztalunk semmi barátságos érzelmet a szláv Bulgária részérõl sem, mely bizonyára a román barátságot nemcsak Magyarország ellen írányulónak tekinti, hanem olyannak, mint ahol a cseh szláv testvér Beneš, legutóbb is feladta Bulgária érdekeinek védelmet a Dobrudzsára nézve. Romániával szemben. Szóval itt is a határozatlanság, a céltudatosság hiánya lehet elhidegülés oka.
A köztársaság s az ugyancsak szláv Lengyelország közötti antagonismus - dacára egyes kormányférfiak színjátékának közismert. A két ország közvéleménye szinte ellenségesen áll egymással szemben, ami érthetõ is, mert hiszen azok a szándékok, amelyeket a cseh kormánynak - okkal vagy ok nélkül - tulajdonítanak és amelyek közé tartozik a közvetlen területi kapcsolat megteremtése Csehország és Oroszország között, még területi áldozatok árán is, érthetõ idegenkedéssel tölti el Lengyelországot, mert hiszen ennek a tervnek a keresztülvitele teljes elszigetelését jelentené.