Ètvrtek 2. prosince 1920

Und so müssen wir uns fragen, wieviel von diesen Beträgen denn eigentlich übrig bleibt, um die bereits bestehenden landwirtschaftlichen Schulen, seien sie jetzt deutsch oder èechisch oder slovakisch, entsprechend zu fördern. Und nun wnndert es mich natürlich auch nicht, nachdem ich diesen Voranschlag in der Hand habe, daß zum Beispiel für die Ackerbauschulen im Lande Böhmen eine Subvention ausgeworfen wurde, die für eine Ackerbauschule 4000 Kronen beträgt, ohne Rücksicht darauf, ob sie damit ihr Auslangen findet oder nicht. Wenn diese Ackerbauschulen in den früheren Jahren unter Österreich 2000 und 3000 Kronen jährliche Subvention erhalten haben, so war das, die Valuta in Betracht ziehend, ein gewiß ganz anderer Betrag, als heute der Betrag von 4000 Kronen. Denn der heutige Betrag von 4000 Kronen entspricht eigentlich nur rund einem tatsächlichen Werte von 500 Kronen. Und was eine Schule mit 500 Kronen anfangen soll, und was der arme Schuldirektor mit einer Subvention von 500 K anfangen soll, frage ich diejenigen Herren, die vielleicht das Glück haben, in einem Kuratorium einer solchen Ackerbauschule zu sitzen. Hier wäre es Sache des Ministeriums für Landwirtschaft gewesen, zu zeigen, daß es den guten ehrlichen Willen besitzt, der Landwirtschaft wirklich diejenige Stelle im Staate einzuräumen, die ihr gebührt. Es nützt nichts, wenn wir durch verschiedenartige Probleme und Kunststückeln einmal hier und einmal dort trachten, der Landwirtschaft unter die Arme zu greifen. Das sind Sachen, die im großen ganzen verschwinden. Wollen wir unsere Landeskultur und unsere landwirtschaftliche Produktion heben, so müssen wir einerseits den landwirtschaftlichen Betrieb aller Fesseln entledigen und ihm die frühere Bewegungsfreiheit geben, anderseits aber auch sein geistiges Niveau den bestehenden Verhältnissen entsprechend heben. Wir verlangen in jedem Bezirk - und ich glaube hier mit den èechischen Agrariern wohl eines Sinnes zu sein, wenn ich das sage - wir verlangen in jedem Bezirk ein ausgebautes landwirtschaftliches Schulwesen. Es kommt darauf an, ob es Ackerbauschulen sind, oder ob es nur Winterschulen, oder ob es landwirtschaftliche Fortbildungsschulen sind, denn das muß den einzelnen Bezirken angepaßt werden; aber das eine müssen wir verlangen und fordern, daß das landwirtschaftliche Schulwesen so ausgebildet wird, daß jedem einzelnen Bauernkind die Möglichkeit geboten wird, nach Absolvierung der Volksschule sich auf landwirtschaftlichem Gebiet weiter zu bilden, sei es in einer einfachen landw. Fortbildungsschule, oder in einer Winterschule, oder, wenn es höher strebt, in einer Ackerbauschule oder eventuell landwirtschaftlichen Mittelschule. Und das, was wir für unsere Burschen verlangen, das müssen wir auch für unsere Mädeln verlangen. Unsere Mädeln haben ganz genau denselben Anspruch auf landwirtschaftliche Fortbildung, wie es die Burschen haben, und hier fehlt es auf èechischer und auf deutscher Seite noch sehr stark. Wir haben eine Anzahl landwirtschaftlicher Haushaltungsschulen - die Zeit ist leider nicht darnach, um mich darüber weiter verbreiten zu können - ich will nur das kurz sagen, daß ich als Bauer im großen und ganzen mit den heutigen Haushaltungsschulen nicht einverstanden bin, daß es zum Beispiel den Namen Haushaltungsschulen für die bäuerliche Bevölkerung hat, daß sie aber der bäuerlichen Bevölkerung, das heißt unseren Bauernmädeln nicht zugänglich sind, weil man den Fehler gemacht hat, die landwirtschaftlichen Haushaltungsschulen in größere Städte hineinzugeben, wo die Stadtdamen ihre Töchterlein anstatt in einem anderen teueren Pensionat erziehen lassen, und unsere Bauernmädeln können ruhig zu Hause bleiben. Das Fortbildungswesen unserer Bauernmädeln und unserer Jungen gehört auf das Land hinaus und Lehrkräfte gehören dazu, die das Bauernwesen verstehen. Es genügt uns nicht, wenn jemand mit einem Diplom kommt, in dem er nachweist, daß er diplomierter geprüfter landwirtschaftlicher Fachlehrer oder Fachlehrerin ist, sondern wir müssen wissen, ob der Bewerber neben seiner theoretischen Bildung auch die praktische Qualifikation hat, unsere Jungen zu tüchtigen Bauern und unsere Mädchen zu tüchtigen Bäuerinnen zu erziehen. Es fehlt mir leider die Zeit, mich auch über dieses Kapitel, das ein sehr lehrreiches Kapitel wäre, etwas weiter auszubreiten.

Ich habe das alles nur in kurzen Worten skizziert. Ich finde, daß z. B. auf èechischer Seite bereits der Anfang gemacht wurde, auch das Fortbildungwesen der bäuerlichen weiblichen Jugend in bessere Bahnen zu leiten. Und ich finde, daß in Chrudim und Klein-Hradisko bei Olmütz bereits èechische Schulen für die landwirtschaftliche Weiblichkeit errichtet wurden. Was für die Èechen gut ist, muß für die Deutschen billig sein. Wir haben selbstverständlich nicht das Geringste dagegen einzuwenden, im Gegenteil, wir begrüßen es, daß von èechischer Seite bereits der Anfang gemacht wurde zur Heranbildung nicht nur tüchtiger Bauernmädel, sondern der Anfang gemacht wurde mit Schulen, aus denen heraus wir dann für die weitere Erziehung unserer bäuerlichen Jugend die nötigen Fachkräfte heranziehen können. Nur möchte ich eben hier den Wunsch daran knüpfen, daß das, was für die Èechen in Chrudim und Klein-Hradisko bereits gemacht wurde, auch für uns Deutsche in irgend einem deutschen Stadtort errichtet wird. Ich habe nur in ganz kurzen Worten unsere Forderung skizzieren können, die wir auf dem Gebiete landwirtschaftlichen Schulwesens aufstellen. Ich habe aber noch zu verlangen, daß, wenn es aucl nicht direkt mit der Landwirtschaftin Verbindung steht, die Handelsakademie in Pilsen endlich einmal vom Staate übernomen werde. Wir haben auch in Budweis eine Handelsschule, deren Professoren von Seiten des Unterrichtsministeriums - und ich möchte den Herrn Unterrichtsminister höflichst ersuchen, hievon Kenntnis zu nehmen schon vor Monaten die Zusicherung gegeben wurde, daß sie vom Staate übernommen werden, soviel mir aber bekannt ist, bis heute auf die Übernahme warten. "Gleiches Recht für Alle". Wie kommt der gute Mann, weil er zufälligerweise ein deutscher Handelsschulprofessor ist, dazu nicht vom Staate übernommen zu werden, weil ihm nichts anderes fehlt als die Qualifikation eines guten Èechen. Das, was man den èechischen Kollegen in Budweis getan hat und zwar mit Recht, daß man sie vom Staa te übernommen hat, dasselbe Recht müssen auch die deutschen Handelsschullehrer beanspruchen, und es muß ihnen, vom Standpunkte des gleichen Rechts für alle ausgehend, auch gewährt werden. Dasselbe will ich von Pilsen gesagt haben.

Nun nur noch einige Worte über allgemeines. Das deutsche Landvolk und insbesondere der deutsche Bauernstand, in dessen Namen und Vertretung ich heute hier zum erstenmale von dieser Tribüne aus spreche, ist ein Volk, welches in seinem Boden wurzelt, ist ein Volk, welches nicht nur seine Scholle, sondern auch seine Muttersprache liebt bis ins Mark hinein. Gebet diesem deutschen Bauernvolke die Möglichkeit, sich in diesem Staate wohlzufühlen, gebet ihm die Möglichkeit, daß es hier seine Heimat, die es so lange Jahrhunderte hier gehabt hat, daß es diesen Boden auch in Zukunft als Heimat betrachten kann; dann wird der Tag des Friedens vielleicht näher kommen. Nehmen Sie ihm aber die Möglichkeit sich hier wohl zu fühlen, dann ist es - das sage ich ehrlich und offen - nicht unsere Schuld, wenn unser Blick sich von hier nach anderwärts wendet. Nur dasjenige Volk kann dem Staate treue Dienste leisten, das sich in ihm wohlbefindet, und wenn es sich wohlbefindet, dann wird unser Volk, das glaube ich auch sagen zu können, dem Staate auch dienen wollen. (Pøedsednictví se ujal opìt pøedseda Tomášek.)

Nun die Religion. Es ist heute schon von anderen Seiten sehr viel darüber gesprochen worden und ich will mich nur ganz kurz darüber äußern. So wie das deutsche Landvolk in seinem Innersten deutsch fühlt und deutsch denkt, so fühlt es auch christlich durch und durch. Und weil es christlich fühlt, darum verwahrt sich dieses Landvolk ganz entschieden dagegen, daß man an seine christlichen und religiösen Einrichtungen die Hand legt und sie ihm wegnehmen will. Wir verlangen für unser deutsches Landvolk, das wir hier vertreten, unseren religiösen Unterricht, wie wir ihn bis jetzt gehabt haben. Wir wollen nicht, daß Schule und Kirche voneinander getrennt werde, denn wir wissen, daß in der Schule derjenige Ort ist, wo unseren Kindern nicht nur das Wissen in der Form von Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht wird, sondern auch das tiefe religiöse Empfinden, weil es die Eltern ihm zu Hause allein nicht geben können und für welches die Kinder in diesen Jahren am empfänglichsten sind. Sie dürfen nicht glauben, ich sei deshalb ein sogenannter Mucker. Nein! Mehr als 20 Jahre stehe ich im öffentlichen Leben und habe die Freiheit des deutschen Volkes und des deutschen Bauernstandes vertreten. So wie ich es bisher getan habe, werde ich es in Zukunft tun. Aber was unser Volk braucht wie die Religion, das dürfen wir ihm nicht nehmen, sowie wir ihm nicht die Möglichkeit auf sein sonstiges Wissen nehmen dürfen. Damit ist leider meine Redezeit um, ich habe es nur dem besonderen Entgegenkommen des Herrn Vorsitzenden zu verdanken, daß er mich nicht schon früher von der Tribune verjagte. Ich hoffe, daß die Ausführungen, die ich hier gebracht habe, unseren deutschen Volksgenossen nicht schaden, den èechischen Volksgenossen aber insbesondere zu Gemüte gegangen sein mögen, so daß sie sehen, daß wir wollen, wenn uns die Möglichheit geboten wird. (Souhlas a potlesk na levici.)

7. Øeè posl. dr. Petersilky (viz str. 989. protokolu):

Hohes Haus! Es ist von dieser Stelle aus in verschiedener Weise über das Schulbudget gesprochen worden, mehr oder minder gründlich, mehr oder minder oberflächlich. Das Schulbudget hat noch einen Anhang, daß heißt das sogenannte Kulturbudget. Ich meine, es war ein feines Taktgefühl, welches die meisten Parteien über dieses Kapitel schweigen ließ und ich muß hier wirklich mit Genugtuung konstatieren, daß auch diejenigen Parteien, welche nicht auf derselben Grundlage der Anschauungen stehen, wie wir und für welche das Kultusbudget vielleicht ein sehr minderer Faktor ist, trotzdem nicht ihre Stimme dagegen erhoben haben, obwohl es vielleicht sehr verlockend gewesen wäre. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Und es hat sich doch irgend eine Partei gefunden - und ich muß sagen, das war nicht auf deutscher, sondern auf èechischer Seite - welche einen Ausfall gegen das Kultusbudget gemacht hat und zwar einen sehr starken Ausfall, einen Ausfall, der dann in der Forderung gipfelte, es soll das Kultusbudget einfach gestrichen werden. Nun, die Gründe, welche gegen dieses Kultusbudget vorgebracht wurden, waren sehr theoretischer Natur und beinhalten eigentlich eine ziemlich unfeine Anrempelung unserer geistigen Weltanschauung. Und deswegen haben wir es der Mühe wert gefunden, dem wenigstens einige Worte entgegenzuhalten, damit etwa nicht gesagt werde, das wir vielleicht Verstecken spielen oder uns fürchten. Man hat behauptet, das Kultusbudget solle deswegen gestrichen werden, weil es erstens für eine verdummende Tätigkeit, für die Verdummung des Volkes bestimmt ist. Mit anderen Worten: Nur eine Weltanschauung, welche die geistig religiöse Weltanschauung verwirft, hat eigentlich das Recht auf das Prädikat "weise", alle übrigen sind "dumm".

Nun will ich über diese Frage hier eigentlich weiter gar nicht reden, schon deswegen, weil ich gerade dieses Haus als gar nicht berechtigt erachte und nicht für das richtige Forum halte, solche Fragen zu entscheiden, einerseits weil dieses Haus mehr praktischen Dingen die Aufmerksamkeit zuwenden muß, und andererseits, weil ich auch einsehe, daß, obwohl alle, die da hier sitzen, stehen und reden, die die Blüte des Volkes sind, doch nicht immer die richtige Zeit und auch nicht, sagen wir es direkt, die richtige Bildung gefunden haben, um jene Fragen zu erörtern und auch definitiv zu beschließen, welche auf dem Gebiete der Wissenschaft in Erörterung stehen, Fragen, an deren Lösung die größten Genies aller Zeiten, aller Völker gearbeitet haben, Fragen, bei deren Lösung große Genies gesagt haben: "Ignoramus et ignorabimus". Wir wissen halt einfach nichts. Nur wenn man trotzdem einfach so im Handumdrehen die religiöse Weltanschauung als Verdummung des Volkes bezeichnet, muß ich dagegen protestieren, nicht in meinem Namen, denn ich habe für derartige Anrempelungen nur ein mitleidiges Lächeln, aber ich muß dagegen protestieren im Namen der größten Geister selbst, im Namen eines Newton, der das Wort "Gott" nicht aussprechen konnte, ohne den Hut zu ziehen, im Namen Pasteurs, des größten Arztes, der selbst gesagt hat, er sei gläubig, wie ein Bretone, und hätte er noch mehr studiert, wäre er gläubig wie eine Bretonin. Es waren die größten Geister aller Gebiete, welche nicht bloß sehr gelehrt, sondern auch tief fromm waren und gerade ihre innige Glaubensüberzeugung zum großen Teile ihrer Gelehrsamkeit zuschrieben. Im Namen dieser muß ich dagegen protestieren, daß man einfach ganz gemütlich uns hier sagt, unsere Arbeit sei Verdummung des Volkes. Ich muß dagegen selbstverständlich auch protestieren im Namen jener Institution, welche Jahrtausende lang, noch ehe dieses Haus bestand, und Jahrhunderte lang, noch ehe Prag bestand, allein die Wissenschaft pflegte und bis in die letzten Jahrhunderte die einzige Trägerin der Wissenschaft war, und das ist die katholische Kirche. Ich will aber über diese Frage nicht weiter sprechen, weil ich dies dem Forum der Wissenschaft überlassen will und nicht dem Forum eines Parlamentes. Denn diese Frage wird nicht entschieden mit starker Stimme, nicht mit einem "to je vìtšina" sondern sie wird entschieden mit der "vìtšina" des Genies, nicht mit der "vìtšina" der Leute, die hier in den Bänken aufstehen oder sitzen bleiben.

Zweitens wurde gesagt, daß unsere Tätigkeit nicht bloß eine Verdummung des Volkes, sondern daß sie sogar auch entsittlichend ist, well wir das Volk zur Heuchelei und noch mehr, zur Hysterie heranbilden. Entsittlichend! Ich will wieder diese Frage nicht entscheiden, nicht im geringsten für die eine oder andere Weltanschauung polemisieren. Wir lassen einem jeden seine vollständige Überzeugung. Ich will nur die Frage kurz erörtern, was möchten denn diejenigen Herren und diejenigen Damen, welche die religiöse Weltanschauung beseitigen wollen, als Norm der Sittlichkeit hinstellen? Das ist eine offene Frage. Was ist denn das Kriterium der Sittlichkeit? Vielleicht die allgemeine Meinung der Menschen, die sich so ändert, wie, sagen wir - gerade, weil eine Dame hier einen Zwischenruf gemacht hat - wie die Hüte bei einer Dame, die heute einen Herbsthut trägt, der in zehn Jahren nicht mehr modern ist? Wollen Sie als Sittlichkeit den sogenannten Utilitarismus des Staates hinstellen? Gut ist das, was dem Staate nützt? Diesen Utilitarismus haben wir 4 Jahre im Weltkrieg am eigenen Leibe gespürt, haben gesehen, was die Geheimdiplomatie ist. Oder will man den Grundsatz aufstellen, gut ist, was mir nützt, und schlecht, was mir schadet, also den individuellen Utilitarismus hernehmen: Gut ist das, was dem Individuum nützt? Diese Moral hat schließlich jeder Verbrecher, wenn er ein Verbrechen begeht, woraus er profitiert. Diese Frage, was man als Norm für die Sittlichkeit hinstellt, lasse ich natürlich unerörtert.

Aber ich kann nur das eine konstatieren, meine Herren und Damen: Wer vor sich die Ewigkeit sieht, wer über sich den Herrn sieht, vor dem er einmal Rechenschaft ablegen muß, wer davon überzeugt ist, ich glaube, der wird eine ganz genau so starke Sittlichkeit haben, wie derjenige, der sagt: "als Materie bin ich zur Welt gekommen, als Materie lebe ich und als Materie sterbe ich, ich werde zu Staub und Asche". Nehme ich die Sache von der politischen Seite, so möchte ich den Herrn einmal die Frage stellen, wann wird ein Vorgesetzer, mag er Kaiser, König, Präsident, Ministerpräsident und wie immer heißen, wann wird ein solcher Herr besser und, sagen wir, uneigennütziger und rechtschaffener sein Amt verwalten zum Besten des Volkes und nicht zum Besten seiner Tasche? Wenn er weiß und überzeugt ist: Ich habe keinen höheren Herrn über mir oder ich habe einen, vor dem ich einmal Rechenschaft ablegen muß und vor dem mir keine vìtšina von 100 und 1000 Stimmen und des ganzen Parlamentes hilft? Oder derjenige, der denkt, ach was, wenn ich auch erwischt werde, ich habe ja für mich die vìtšina? Und ich nehme die Geschichte von Seite der Untergebenen: Wann wird der Untergebene mehr dem Vorgesetzten gehorchen und Autoritätsgefühl haben, wenn er sich von dem Vorgesetzten denkt, was bist du für ein Mensch, du bist ein Mensch wie ich Materie? Oder wenn er sich sagen muß: Du stehst hier an der Stelle einer höheren Autorität! Ich glaube, dieses Bewußtsein ist ein stärkeres Fundament für das Autoritätsgefühl als Bajonette und Maschinengewehre und Kanonen, welche sich schließlich auch gegen diejenigen wenden können, welche sie den Soldaten gegeben haben. Es ist ja doch bekannt, daß sogar Robespierre, nachdem er den Kult der Vernunft eingeführt, nachdem er das Etre supr@eme, das oberste Wesen abgeschafft hatte, doch nicht mehr Rat wußte, nachdem er das fürchterliche Chaos gesehen hatte, und daß er dann wieder diktierte "es ist ein @Etre supr@eme". Da hat ein Deutscher einen kleinen Vers darauf gemacht: "Du lieber Gott der Franken, Du kannst nun wieder sein, Geh' schick ihm doch ein Engelein, Und laß dich schön bedanken. Und nehmen wir nur das Individium als Privatperson an. Heuchelei ist es, wenn einer im Innersten überzeugt ist, "ich lebe nicht bloß für die Welt, sondern ich lebe auch für Gott", und ist in diesem Geist erzogen. Also waren Heuchler diese Millionen von Märtyrern und Märtyrerinnen - es waren nicht bloß Männer, es waren auch Frauen und Kinder, die mit Wonne und Seelenruhe die fürchterlichsten Martern auf sich genommen haben. Heuchelei also ist es, was die Missionäre und Krankenschwestern im Dienste der Menschheit machen? Das ist Heuchelei? Ich glaube wohl, diejenigen, welche die materielle Weltanschauung haben, - wenn ich sie nicht als Heuchler bezeichne wenn sie davon überzeugt sind, so müssen sie uns dieselbe Überzeugungsstärke zutrauen und nun sagen: "Wir sind doch auch keine Heuchler!"

Und Hysteriker? Nun ich glaube, die großen Männer der Menschheit, ein Franz von Asissi, Vincencius und alle diese Heroen auf sittlichem Gebiet, die sind doch wohl keine Hysteriker gewesen! Vielleicht ist die Adresse ganz verfehlt und soll vielleicht zurückgesendet werden an den Adressanten selbst.

Ich gehe über zum hygienischen Standpunkt. Man hat uns vorgeworfen, daß unsere Weltanschaung hygienisch sehr unklug ist. Und gerade diejenigen oder diejenige, die uns das vorgeworfen hat, die so wunderbar von Hygiene gesprochen hat, hat da den Alkoholismus verurteilt, was auch wir verurteilen, hat verurteilt den Tabak, was mich eigentlich persönlich gar nichts angeht, wem's schmeckt, dem schmeckts. Wem es nicht schmeckt, dem schmeckts nicht. Gut, nehmen wir an, es sind Tausende und Hunderttausende vergiftet worden durch den Tabak. Dieselbe gute Vorrednerin hat gesprochen von der Verderbnis der Sitten durch die Prostitution und dergleichen. Ich habe dies alles vollständig unterschrieben. Aber wo ist denn der Arzt zu suchen? Man hat gesagt: "die Priester heraus und dafür den Arzt hinein, die Kapellen weg und dafür Ordinationen." Richtig wäre es, wenn die Menschen eben nur Materie wären. Ja, wenn der Mensch halt nur ein Stückel Bein wäre, dem man einen Verband von draußen antut, oder 2 Stück Stein, die man mit Zement miteinander verbinden kann. Solange der Mensch aber den Geist in sich trägt, solange ist er der Arzt für das Äußere, seine Haut. Aber die Hauptwurzel der Prostitution, die Hauptwurzel des Alkoholismus, die Hauptwurzel all dieses Verderbens ist da drinnen in der Seele, und da muß der Seelenarzt kommen, und dieser Seelenarzt muß auf das Gewissen einwirken. Man kann draußen ausgezeichnete großartige Paläste machen für die Tuberkulösen, man kann alles Mögliche machen für gefallene Personen und dergleichen. Aber nehmet die Kirchen weg, dann werdet Ihr für eine Kirche zehn Kasernen und hundert Narren - und vielleicht tausend Gefangenenhäuser bauen müssen. Meine Herren! Es hat ein Bischof - ich bitte nicht zu erschrecken, wenn ich das Wort "Bischof" ausspreche, nur nicht gleich denken, es kommt ein Krampus herein, man denkt vielleicht daran - unlängst das Wort geprägt "die Seele der Kultur ist die Kultur der Seele." Man spricht soviel von Kultur, aber man bewegt sich immer nur an der Oberfläche. Mir kommt es vor wie bei einem Apfelbaum, der wunderschöne Äpfel trägt, wenn man da sagt: "Ach wie prächtig, nur zum Hineinbeißen, wenn du mir nur immer solche schöne Äpfel trägst", und wenn man ihn dann an der Wurzel ausschneidet. Man bleibt an der Oberfläche, und die Wurzel von aller Kultur ist doch immer eine edel kultivierte Seele, und sie ist nur dann edel und kultiviert, wenn sie sich nicht als Materie fühlt, sondern als Ausfluß jenes Wesens, vor dem sie einmal selbst in der Ewigkeit Rechenschaft wird ablegen müssen. Ich will da nicht weiter polemisieren und ich verwahre mich vollständig dagegen, daß ich polemisiert hätte gegen die andere Weltanschauung. Ich will nur von meiner Seite feststellen, daß unsere Weltanschanung zumindest denselben Wert hat wie die andere. Es ist diesbezüglich noch nichts entschieden. Aber weil es noch nicht entschieden ist, kann man vorgehen nach den Worten des großen Meisters Augustinus: In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas. In denjenigen Dingen, die sicherstehen, muß man Einigkeit haben. In den Dingen, welche nicht erwiesen sind, soll man jedem seine Meinung lassen, in allen anderen Dingen soll man die Liebe walten lassen und nicht einfach von Verdummung, Hysterikern und verschiedenen anderen Epitheta ornantia, schmückenden Beiwörtern, reden. Es hat von dieser Stelle aus der frühere Ministerpräsident Tusar erklärt, daß eine neue Zeit herangebrochen ist, nämlich die Zeit der Demokratie. Unter dem Worte "Demokratie" verstehe ich immer auch die Freiheit und verstehe darunter auch die Freiheit der Überzeugung, und diese Freiheit der Überzeugung soll jedem überlassen werden. Möge man einfach abstimmen, weil man fort und immer auf die Volksstimme hinweist, es soll einfach das Volk abstimmen. Und wenn man sagt, unsere Tätigkeit in der Schule und im öffentlichen Leben sei eine verdummende, gut, für die eine Seite ist sie eine verdummende und für die andere ist sie eine aufklärende. Nun, so seien wir einfach freundschaftlich. Wir wollen unsere katholischen Schulen, und diejenigen, welche die Religion und den Weihrauch scheuen, wie den Gottseibeiuns, die mögen ihre Schulen ohne Religion haben. Aber, meine Herren, jedem, was jedem gebührt.

Denn ich denke, alle die, welche da sitzen und gesessen sind, verwahren sich aufs entschiedenste dagegen, daß èechische Kinder germanisiert werden, und wir verwahren uns, daß germanische Kinder èechisiert werden. Denn die Überzeugung des Volkes ist heilig. Aber ich glaube, ebenso heilig, wenn nicht heiliger, ist die religiöse Überzeugung. Wenn man uns die Demokratie in nationalen Sachen läßt, so sollte man sie auch walten lassen auf dem Gebiete der Kultur und der religiösen Erziehung. Machen Sie sich Schulen ohne Religion und geben Sie den katholischen Eltern Schulen mit katholischer Religion. Sie werden mir vielleicht sagen: 54 Millionen für das Kultusbudget! Aber wir wollen erst nachfragen, woher diese Millionen sind, die uns der Staat gibt. Bitte, es liegt ein Antrag Bartošek vor, in dem es heißt, es solle sich das Volk seine Religion selbst bezahlen. Das hat es ja gemacht! Vor Jahrhunderten hat das Volk seine Religion bezahlt, hat Grundstücke hergegeben, und vor 150 Jahren hat man diese Grundstücke einfach konfisziert. Die Hälfte davon ist verschleudert worden und aus der anderen Hälfte ist der Religionsfond gemacht worden, und aus dem werden wir bezahlt und zwar so miserabel, daß einer, der 40 Jahre Seelsorger ist, jetzt bald nicht einmal den Gehalt haben wird, wie ein Straßenkehrer in Budweis. So nehmen wir also die 25,000.000, die Sie von unserem Eigenen geben, und nehmen wir die andern 25 Millionen, die Sie aus Staatsmitteln geben. Aber ich möchte Ihnen doch einmal zur Erwägung vorlegen, daß Sie diese 25,000.000 gar nicht umsonst geben. Es muß ja der Pfarrer für den Staat den Matrikelschreiber machen. In Ungarn ist die Matrikel vom Pfarramte getrennt, weshalb Sie auch in Ungarn gegen 300 Millionen für Matrikenführer ausgesetzt haben. Ich glaube, wir brau chen uns nicht zubeklagen, daß wir einen Mangel an Beamten haben, denn im alten Österreich entfiel auf je 20 Leute je 1 Beamter, in der èechoslovakischen Republik auf je 7 Leute 1 Beamter und noch ein "bobeèek" dazu. (Veselost na levici.) Und wenn jetzt noch soviel Beamte für die Matrikenführung eingestellt werden müssen, dann müssen Sie 200-300 Millionen Kronen zahlen.

Und eine zweite Frage: Fragen wir nur einmal, wo sitzen denn die Amter, unsere meisten Ministerien? Man gehe durch Prag und da sieht man: Da ist das Thomaskloster, da ein anderes Klos ter, jetzt sind es Ämter. Man hat die Gebäude allerdings nur mit Beschlag belegt und ausgeborgt und zahlt dafür, vielleicht auch nicht einmal, Mietzins. Da sind die andern 25 Millionen, welche Sie dem Klerus geben, schon längst bezahlt. Sie schenken uns nichts. Ubrigens hat ja dieses Haus hier selbst durch seine schöne Abstimmung das letztemal bei den zwei Resolutionen dem Klerus gezeigt, daß es nicht einfach den Priester als einen - sagen wir - Tagedieb hinstellt, sondern daß es wirklich auch mit ihm fühlt, und viele von den Herren, welche nicht mitgestimmt haben, hätten gewiß mitgestimmt, wenn sie einem Zug des Herzens hätten folgen können.

Ich habe diese kleine Rede nur als Berichtigung gehalten, nicht als große parlamentarische Rede. Über das Budget haben meine Kollegen schon genug gesprochen. Ich will nur damit schließen: Wen Sie das Budget für den Klerus streichen wollten und möchten, würden Sie damit nicht eigentlich so sehr uns schaden, wie sich selber. Es hat schon ein Budget mit Blut gestrichen ein Nero, ein Diokletian, und dafür ist aus der Reihe der Völker und Staaten gestrichen worden - das römische Reich. Und es haben andere Völker das Budget der Kirche gestrichen und - "fuimus Troes, fuit Ilium" - sie sind nicht mehr. Und wenn auch die Èechoslovakei dieses Budget streicht, die Kirche, die werden Sie nicht streichen aus der Zahl der existierenden Mächte, aber sich selbst, weil Sie derjenige streichen wird, der allein das Fundament des wahren Volkswohles ist und der allein von sich sagen konnte: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Souhlas a potlesk na levici.)

8. Øeè posl. Hillebranda (viz str. 996. protokolu):

Meine Damen und Herren! Obgleich in den von meinem Klubkollegen Warmbrunn vorgetragenen Auffassungen nicht in allen Punkten zustimme und obwohl ich die Auffassung hege, daß es besser wäre, Differenzen in den Auffassungen zwischen Sozialisten innerhalb der Reihen der Sozialisten selbst, anstatt vor einem bürgerlichen Parlamente auszutragen, möchte ich doch unterstreichen und selbst aussprechen, daß ich die beschämend armselige Dotierung, die das Schulbudget erfährt, durchaus auffasse und erkenne als Ausdruck des Klassencharakters dieses Staates, als ein Merkmal der Tatsache, daß dieser Staat durchaus sich einrichtet nach den Interessen der Besitzklassen, die an der Verkrüppelung der Schule des Volkes, an der Verkümmerung des Geistes der arbeitenden Klassen im Interesse der Erleichterung der Profitschaffung für die Besitzklassen interesssiert sind. Es ist so, daß aus der Sorge heraus, daß die Anleitung zum Denken, daß die Schulung des Geistes zur Auflehnung gegen Unterdrükkung und Unrecht aufpeitscht, daß die Schulung des Geistes und ihre Voraussetzung, das Vorhandensein eines guten Schulwesens, die Ausbeutung der Besitzlosen erschwert, daß daraus sich die ganze Stellung dieses Staates zur Schule des Volkes ganz von selbst ergibt. Darum auch der himmelschreiende Kontrast in der Zuteilung von Mitteln für die Zwecke des ersten und wichtigsten Unterdrückungsapparates, des Militarismus mit in Wirklichkeit nahezu 3 1/2 Milliarden und der kümmerlichen und armseligen Beteilung und Versorgung des gesamten Schulwesens mit wenig über 600 Millionen K. Der Charakter dieses Staates tritt auch dadurch klar zu Tage, daß 273 Millionen Kronen allein zur Anwendung gelangen für Polezei und Gendarmerie, nahezu halb soviel als die gesamten Ausgaben für das ganze Schulwesen betragen. So pflegt man die Instrumente zur Unterdrückung der Besitzlosen, so knebelt man den Geist, so hält man bewußt und absichtlich das Schulwesen nieder, so bindet man den Geist, der zur Befreiung führt.


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