Úterý 24. kvìtna 1932

Die Macht der wirtschaftlichen Verhältnisse, behaupte ich weiter, der Zwang der Umstände wird diese Kleinstaaten im Laufe der nächsten Entwicklung von selbst überwinden. Es mutet komisch an, wenn Dr. Beneš in diesem Zusammenhange zugeben muß, was ich übrigens bestreite, daß die Èechoslovakei ohne die deutschen Gebiete nicht lebensfähig wäre. Dabei wirft sich unwillkürlich die Frage auf: Wenn dieses Gebiet an sich, auf sich allein gestellt, nicht lebensfähig ist, warum mußte dann der Staat gegründet werden? [Další slova byla usenesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 24. kvìtna 1932 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.]

Es ist interessant, in diesem Zusammenhang auch den Schlußsatz aus dem vorhergenannten Memoire III zu lesen, wo es heißt: "Wir achten das Nationalitätenprinzip, aber wir glauben nicht, daß es dort angewendet werden dürfe, wo es die Unabhängigkeit einer anderen Nation bedroht" - eine Auffassung, die durchaus zurückgewiesen werden muß.

Nach Dr. Beneš würde auch Europa eine derartige Neuordnung überhaupt nicht erlauben. Auch hier muß ich leider der Ansicht des Herrn Beneš entgegentreten und mich zur Ansicht bekennen, daß die Ordnung der deutschen Verhältnisse in Mitteleuropa Europa im allgemeinen und die Èechoslovakei im besonderen einfach gar nichts angeht; daß dies ureigendste Angelegenheit des deutschen Volkes selbst ist. Im Zeitalter der absoluten Fürstengewalt, im Zeitalter des Absolutismus mochte wohl der Wille des Herrschers für derartige Dinge maßgebend gewesen sein, des Herrschers, der über seine Untertanen unbeschränkt bestimmte, weil ja damals die Auffassung herrschte, daß der Staat nichts anderes sei als Eigentum des Herrschers, was bekanntlich in Ludwig XIV. seinen Ausdruck fand, besonders in der Äußerung dieses Herrschers: "Der Staat bin ich!" Diese Zeiten des krassen Absolutismus sind aber heute restlos vorbei. Der Staat ist die Bevölkerung und die verantwortlichen Staatsmänner haben eigentlich nichts anderes aus zuführen als den Willen der Völker des Staates, und höher als die Interessen des Staates stehen bekanntlich auch nach èechischer Auffassung die Interessen des Volkes. Ich sagte "nach èechischer Auffassung" und berufe mich dabei wieder ei nmal auf die Worte, die Sís am 6. Mai 1921 in Paris geprägt hat: "Was ist höher? Die Interessen des Staates oder die Interessen des Volkes? Nicht einen Augenblick haben wir" - er meinte Rašín, Kramáø und Habrman - "die wir auf die völkische Orientierung eingestellt waren, daran gezweifelt, daß wir nur Verpflichtungen haben gegen unser Volk und nie und nimmer gegen den Staat, daß wir diese Verpflichtung erfüllen müssen ohne Rücksicht darauf, ob wir uns eines Verbrechens gegen die geschriebenen österreichischen Gesetze schuldig machen. Wenn wir diese Gesetze erfüllt hätten, so hätten wir der Sache unseres Volkes geschadet und uns damit des schwersten Verbrechens schuldig gemacht, des Verrates am eigenen Volk." Sie sehen also, daß nicht Staatsinteressen heute die Triebfeder für die Neuordnung sein dürfen, für die Neuordnung der Welt und für die Gründung von Staaten, sondern nur der Wille der Bevölkerung selbst. Interessant ist, was Herr Beneš weiter als zweiten Grund für die Notwendigkeit angibt, daß diese Gebiete auch in Zukunft ein geographisches Ganzes bleiben müssen: "Die deutsche Minderheit ist nicht groß genug", sagte er, "ihre Beziehungen zum èechischen und slovakischen Element sind unendlich verwickelt, sie sind wirtschaftlich, geographisch, geschichtlich und kulturell." Wir denken, daß Herr Beneš die Sorge um das deutsche Gebiet ruhig uns selbst überlassen kann, daß er seine Zeit besser für die Sache des èechischen Volkes und dessen Zukunft verwenden möge. Das 3 1/2 Millionen starke Sudetendeutschtum kann ganz auf sich allein gestellt bestehen. Es bestehen in Europa eine Menge anderer Staaten, die an Volkszahl viel kleiner sind als die 3 1/2 Millionen Sudetendeutschen, kleiner und bedeutungsloser; ich erwähne nur Belgien, Schweden, Norwegen, Liechtenstein und eine ganze Menge anderer selbständiger Staaten. Aber wir wollen ja gar nicht selbständig bleiben, wir wollen den natürlichen Anschluß als Grenzland an unser Vaterland, daß wir aufgehen in unseren Stammesländern, und zwar Böhmerwald und Westböhmen an Bayern, Nordböhmen an Sachsen, Ostböhmen, Nordmähren und Schlesien an das angrenzende Preußisch-Schlesien, daß wir kulturell und wirtschaftlich bestehen könnten, ja, daß wir ohne nationale Bedrückung und Verkürzung unsere Rechte uns erst recht entwickeln könnten, in dieser Neuordnung, das bedarf doch keiner Begründung, das werden auch Herr Beneš und die Èechen uns zugeben und nicht bestreiten können. Die Entwicklung eines Volkes ist nach unserer Auffassung überhaupt erst im Nationalstaate vollständig und restlos gegeben. Es gab Zeiten, z. B. im Augenblick des Umsturzes, da glaubten viele Deutsche, daß es ihnen in der Èechoslovakei besser gehen werde als im besiegten Deutschland, da glaubte die deutsche Industrie, daß sie den Kampf gegen die hochentwickelte deutsche Industrie im Reiche draußen hier in der Èechoslovakei infolge ihrer Zugehörigkeit zum Siegerstaat Èechoslovakei werde besser bestehen können. Inzwischen glaube ich, haben sich die Ansichten geändert. Das inzwischen erfolgte Absterben der deutschen Wirtschaft, der deutschen Industrie, von èechischer Seite aus planmäßig getrieben und gefördert, die immer weiter greifende Verelendung wird inzwischen auch die deutschen Träumer belehrt haben.

Místopøedseda Roudnický (zvoní): Upozoròuji pana øeèníka, že lhùta øeènická již uplynula.

Posl. dr Schollich (pokraèuje): Ich glaube, wir haben so selten Gelegenheit hier zu sprechen, daß Sie uns nicht auch die Redezeit verkürzen werden.

Místopøedseda Roudnický (zvoní): Volám pana øeèníka k poøádku.

Posl. dr Schollich (pokraèuje): Ich bin überzeugt, daß auch die Furcht vor der deutschen Konkurrenz gründlich behoben werden wird, weil inzwischen die deutsche Industrie vollständig zugrundegegangen ist. Beneš hat recht, wenn er behauptet, daß die Beziehungen des Sudetendeutschtums mit dem èechischen Volk heute außerordentlich verwickelt sind, aber nicht wie er sagt, geographisch, geschichtlich und kulturell, sondern nur wirtschaftlich, wirtschaftlich allerdings auch nicht so, daß sie nicht auch in Zukunft wieder gelöst werden können. Denn systematisch wurde ja die wirtschaftliche Zusammenballung von staatswegen betrieben, von staatswegen wurden die sozialen Einrichtungen wie die Zentralsozialversicherungsanstalt usw., die Einrichtungen im Reich, Ländern und Bezirken geschaffen, ja selbst die wirtschaftlichen Verbände wurden vielfach zusammengelegt um das Zusammenleben für die Zukunft unentwirrbar zu machen. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.) Doch all das wird die natürliche Entwicklung nicht aufhalten, es wird die Auseinandersetzung nur etwas erschweren. Vollständig unrichtig ist es aber, wenn Beneš sagt: "Die deutschen Bezirke brauchen Prag, das ihr natürliches Zentrum ist, ebenso wie Prag sie als Lieferanten und Kunden braucht". Nein, diese Auffassung ist durchaus unrichtig. Die Sudetendeutschen brauchen Prag absolut nicht, nicht das Prager Zentrum, wenngleich die Èechen Prag auch zum Zentrum für die Deutschen künstlich machen wollen, wenngleich sie die deutschen Bildungsanstalten, die Hochschulen, gegen den Willen der deutschbewußten Bevölkerung hier festhalten und eine Verlegung ablehnen, weil sie wissen, daß diese deutschen Anstalten in der fremdnationalen Umgebung hier verkümmern müssen. Das nationalistische Prag des Herrn Dr. Baxa hat sich Gott sei Dank draußen in der Provinz durch seine Handlungen vollständig verhaßt gemacht, die deutsche Provinz meidet Prag, meidet es, sein schwer erarbeitetes Geld den èechischen Heißspornen hier in Prag zukommen zu lassen und Leuten zu verdienen zu geben, die im besten Falle zwar gute Chauvinisten, aber schlechte Geschäftsleute sind. Die deutsche Provinz hat für die Hauptstadt Prag nichts übrig, für die Hauptstadt Prag, die keine deutschen Aufschriften duldet und die am besten und sinnfälligsten die nationale Unverträglichkeit und den kleinlichen Krämergeist beweist, die zeigt, daß sie der Größe einer Hauptstadt in keiner Weise gewachsen ist. Die Bewunderung des Sudetendeutschtums gilt lediglich dem Prager Deutschtum, das auf einem so schwierigen Posten gegen eine Welt von Feinden, gegen eine Welt des Hasses und der nationalen Unterdrückung seinen Platz behauptet und mit allen Mitteln und mit Aufbietung aller Kräfte verteidigt.

Auf die Frage, ob sich die deutsche Minderheit in der Èechoslovakei mit ihrem Schicksal abgefunden habe, antwortet Dr. Beneš wie folgt: "Sie paßt sich vollkommen den gegenwärtigen Umständen an, die nationale Abneigung ist in regelmäßiger Abnahme begriffen. Die Bedeutung der allgemeinen Zusammenarbeit wird von allen erkannt. Die zwei bedeutendsten deutschen Parteien, die Agrarier und Sozialdemokraten, nehmen an der Regierung teil, sind Mitglieder der Regierung. Unser Staat ist der erste, der seine Minderheiten an der Macht beteiligt hat. Es gibt zahlreiche Minderheitsschulen, sehen Sie z. B. die Ungarn; sie haben bei uns verhältnismäßig mehr Schulen als in Ungarn. Unsere Minderheiten haben sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt, wie die Mehrheit interessieren sie sich für die harmonische Entwicklung der Èechoslovakei". So viel Worte, so viel Unrichtigkeiten, so viel Entstellungen. Es ist unrichtig, daß die nationale Abneigung in regelmäßiger Abnahme begriffen ist. Wahr ist vielmehr, daß die nationale Abneigung trotz der sechsjährigen Teilnahme deutscher Parteien an der Regierung, oder gerade vielleicht deswegen, weil diese Teilnahme die deutsche Ohnmacht aufzeigte . . .


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